"Ende der Onkelz"

Stephan Weidner sagte folgendes zum "Ende der Onkelz" in einem Interview:

Die Fans scheinen noch immer im Schockzustand zu sein: Mit ihrem aktuellen Album \"Adios\" lösen sich die Böhsen Onkelz auf. Zwar wird es noch die angekündigte Tournee im Spätsommer 2004 und ein Jubiläumskonzert im kommenden Jahr geben, aber an der Split-Entscheidung wird dies alles nichts ändern. Das wirft natürlich viele Fragen auf, zumal die Band zu einem Zeitpunkt aufhört, an dem sie sich kommerziell auf ihrem absoluten Höhepunkt befindet. Spekulationen gibt und gab es viele, und wohl nur einen, der alle Fragen beantworten kann: Onkelz-Boss Stephan Weidner. Wir führten ein langes und intensives Gespräch mit ihm und haben dabei versucht, die Hintergründe des Onkelz-Endes herauszufinden.



Stephan, in Interviews hast du schon mehrfach versucht, die Gründe für das Ende der Onkelz zu erklären. Bevor wir detailliert nachfragen, fasse bitte die Hauptgründe noch einmal kurz zusammen.

\"Wie ich schon mehrfach gesagt habe, ist diese Entscheidung nicht von heute auf morgen gefallen. Es ist auch nicht so, dass wir keinen Bock mehr auf die Onkelz haben. Wir haben allerdings sehr wohl das Gefühl, dass wir aus dieser Band und in dieser Konstellation nicht mehr herausholen können. Ich meine das jetzt nicht kommerziell, sondern rein künstlerisch. Wir haben uns diese Frage gestellt und können sie nicht eindeutig positiv beantworten. Und mir genügt schon ein Fragezeichen, um das Ende einzuleiten. Natürlich: Vielleicht wäre mit dem nächsten Album noch einmal eine Steigerung möglich gewesen. Aber es bestehen Zweifel daran. Und ich hasse Zweifel. Ich muss mir die Frage stellen: In welchem Alter befinden wir uns jetzt? Wer braucht uns noch in 2 oder 3 Jahren? Ich bin jetzt 41 Jahre alt, bei der nächsten Scheibe wäre ich Mitte vierzig. Will ich dann immer noch dieses Ding durchziehen? Will dann das Publikum mich noch in dieser Form auf der Bühne sehen? Wie gesagt: Es gibt viele Fragezeichen, und die allein genügen mir, um nun mit erhobenem Haupt die Onkelz zu beenden.\"



Wie erstaunlich: Du, der geistige Motor der Band, zweifelst an den Onkelz?

\"Ich zweifle nicht an den Onkelz generell, sondern ich zweifle an der Möglichkeit einer wesentlichen Steigerung. Und diese - wenn auch möglicherweise geringen - Zweifel reichen aus, um die Band dermaßen in Frage zu stellen, dass wir sie lieber auflösen.\"



Wann kam der Punkt, an dem du diese Entscheidung getroffen hast?

\"Es gab nicht nur einen Grund. Es ist eine Summe mehrerer Erfahrungen, die ich aber nicht detailliert nennen möchte, auch deshalb nicht, weil sie zu sehr ins Eingemachte gehen würden. Die Frage stand immer im Raum: Machen wir uns nicht irgendwann lächerlich? Allein diese Vorstellung lässt mich schaudern. Die Onkelz sollen für mich und für alle anderen Beteiligten als etwas Großes in Erinnerung bleiben. Wenn ich riskiere, trotz überschrittenen Zeniths krampfhaft daran festzuhalten, würde ich mir mein eigenes Lebenswerk zerstören. Und das wäre die bitterste Erfahrung überhaupt, vor der ich mich mit allen Kräften schützen werde.\"



Der Auftritt im Vorprogramm der Rolling Stones als Aha-Erlebnis, wie man es nicht machen sollte?

\"Ich muss zugeben, dass ich vor der Show mit den Rolling Stones nicht über das Ende der Onkelz nachgedacht habe. Deswegen war die Show zwar nicht der Grund für das Ende, aber was ich da mit ansehen musste, hat mir zu denken gegeben. Die Stones machen ihre Sache nur noch aus kommerziellen Gründen. Da dreht es sich ausschließlich um Kohle. Sponsorentribünen werden verkauft, aus jedem Quatsch werden noch die letzten Euros rausgequetscht. Mit Rock und Rebellion hat das alles nichts mehr zu tun. In Hannover spielten Rentner vor Rentnern. Tut mir leid, ich brauch das nicht und ich will meine Ideale hoch halten.\"



Das alles klingt so plausibel und so locker begründet. Geht dir - entschuldige den Ausdruck - denn nicht der Arsch auf Grundeis, wenn du über ein Leben ohne die Onkelz nachdenkst?

\"Doch natürlich, und das nicht zu knapp. Dies alles sind sehr emotionale Entscheidungen und sie werden umso bitterer, je näher wir uns dem tatsächlichen Ende nähern. Das tut schon jetzt verdammt weh und ich vermute, dass der Schmerz noch größer werden wird. Aber wenn es so leicht wäre, würde es ja jeder tun.\"



Was wird dir am meisten fehlen?

\"Das kann ich jetzt ja noch gar nicht sagen. Aber klar ist auf alle Fälle, dass die Onkelz eine Familie sind, wie es keine wieder geben wird. Und dies Gefühl kann man nicht einfach so abschütteln. Außerdem vermute ich, dass mir das Gefühl fehlen wird, an etwas Besonderem teilzunehmen. Diesen Eindruck hatten wir bei jedem Album, in jedem Konzert, Abend für Abend. Ich denke schon jetzt ziemlich wehmütig an all die Höhepunkte der vergangenen mehr als zwanzig Jahre. Aber, auch das will ich nicht verschweigen, ich freue mich ebenso auf neue Herausforderungen. Man muss loslassen können, um etwas Neues zu beginnen, und darauf bin ich total neugierig.\"



War die Entscheidung innerhalb der Band einstimmig?

\"Natürlich gab es auch Zweifel innerhalb der Onkelz. Wir alle leben gut von unserer Musik, das darf man ja nicht vergessen. Aber Geld oder kommerzielle Überlegungen generell dürfen bei einer solchen Entscheidung keine Rolle spielen. Das wusste die Band, denn wir haben nie Musik des Geldes wegen gemacht. Auch deswegen waren letztendlich alle mit der Entscheidung einverstanden.\"



Der Abschied der Onkelz vollzieht sich ja in Etappen. Wie genau sehen die einzelnen Schritte aus? Und was folgt dann?

\"Das wird sich zeigen müssen. Noch fährt der Dampfer ja auf volle Fahrt und muss Zug um Zug angehalten werden. Da setzt sich ein logistischer Apparat in Gange, mit vielen Entscheidungen und schwierigen Prozessen. Aber zunächst freue ich mich über das neue Album, die anstehende Tournee und ein Wiedersehen mit den Fans.\"



Die Presse verliert ihr allerliebstes Feindbild. Hast du Mitleid mit ihr?

\"Ja, mir kommen fast die Tränen. Nein, ganz im ernst: Über all den Mist, den wir uns seit vielen, vielen Jahren bieten lassen mussten, stehe ich total drüber. Es gab Phasen in meinem Leben, da konnte ich nicht verzeihen, war nachtragend bis zum Anschlag. Aber all das liegt hinter mir. Die Presse geht mir sowieso am Arsch vorbei, und allen Anderen gegenüber kann ich Milde walten lassen.\"



Zumal der Musiker Stephan Weidner sich vermutlich nicht erledigt haben wird, oder?

\"Ich mache auf jeden Fall weiter, egal ob als Solokünstler oder Produzent. Es gibt noch so viele Herausforderungen, die mich reizen.\"



Meine Vermutung ist, dass du irgendwann eine Band mit Daniel Wirtz von Sub7even gründen wirst. Liege ich damit völlig daneben?

\"Möglich, dass es irgendwann eine Band von Stephan Weidner und Daniel Wirtz geben wird. Ich würde das nicht ausschließen. Auf jeden Fall produziere ich die nächste Sub7even-Scheibe. Wir werden versuchen, all das bisherige Pop-Wischiwaschi rauszuschmeißen und deutlich mehr Rock reinzupacken.\"



Erfreulicherweise ist euer letztes Album \"Adios\" kein melancholisches Taschentuch-Opus, das auf die Tränendrüsen drückt, sondern ein überraschend rockiges und positives Album.

\"Weshalb auch melancholisch sein? Wir hatten so viel Spaß beim Komponieren wie schon lange nicht mehr, und das merkt man dem Album eben an. Wir wollten kein düsteres oder trauriges Abschiedsalbum, sondern eines das dokumentiert: Es gibt ein Leben nach den Onkelz. Ich bin sehr stolz auf die Songs, aber auch auf meine Texte. Sie sind möglicherweise etwas simpler, einfacher aber auch geradliniger als in der Vergangenheit. Außerdem liebe ich die Art des Augenzwinkerns, wie beispielsweise in ,Hass-tler\', auf den ich sehr stolz bin. Eines darf man aber nicht vergessen: Die Scheibe klingt locker, rund, wie aus einem Guss, war aber dennoch mit großem Arbeitsaufwand verbunden. Wie bei jeder der bisherigen Onkelz-Veröffentlichungen haben wir auch diesmal das Optimum aus uns herausgeholt.\"



Deshalb auch die lange Vorbereitungsphase?

\"Ja, denn wir wollten unbedingt mit einem wirklich starken Album aufhören. Nichts würde mich mehr stören, als wenn ich selbst das Gefühl hätte, unser Pulver sei verschossen. In einer Band, die regelmäßig Scheiben veröffentlicht und auf Tournee geht, besteht ja immer die Gefahr, dass man kompositorisch ausbrennt und von Album zu Album permanent schwächer wird. Ich bin froh, dass uns dies erspart geblieben ist. ,Adios\' gehört völlig ohne Zweifel zu unseren stärksten Scheiben überhaupt.\"



Vor allem rhythmisch!

\"Ja, das stimmt. Der Groove war uns diesmal besonders wichtig. Hand aufs Herz: Rhythmisch gab es bei uns früher gelegentlich Defizite, auch wenn wir stets Vollgas gefahren sind. Diesmal kann ich mit Fug und Recht sagen: ,Adios\' rockt und groovt.\"



Zum Schluss noch ein oder zwei Worte über das erneut umfangreiche Paket, das die Käufer erwartet.

\"Das reguläre Album umfasst 15 neue Songs, die bei unseren Fans garantiert gut ankommen werden. Der gesamten Auflage der Scheibe wird eine Bonus-DVD beiliegen, auf der das vollständige Album in einem zusätzlichen Digital Dolby 5.1.-Mix, übrigens komplett mit Bildern von unserem kubanischen Freund Pozo unterlegt, ebenso zu finden sein wird wie Interviews, ein Videoclip zu ersten Single ,Onkelz vs. Jesus\' und einige weitere Überraschungen.\"



Wie wird dieses aufwendige Package preislich liegen?

\"Auf jeden Fall so, dass die Fans nicht meckern können. Der Preis wird sich deutlich unter dem eines Doppelalbums bewegen. Sehr fair also, wie ich finde.\"



Und dein letzter Wunsch, wenn du einen hättest: Doch noch Gehör im deutschen Musikfernsehen zu finden?

\"Nein, das ist mir völlig wurscht. Wir haben das früher oft genug versucht, sind immer irgendwie abgelinkt worden und haben auf VIVA und MTV absolut keinen Bock mehr. Was die machen, interessiert mich nicht. Mehr noch: Wir haben bewusst das Video zu ,Onkelz vs. Jesus\' nicht mit auf die Single gepackt, damit MTV oder VIVA ihn nicht ohne Absprache mit uns einfach spielen können. Denn eigentlich, wenn die Single die Top 10 der Charts erreicht, müssten sie es ja tun. So aber können sie auf die erbosten Anfragen der Fans wieder nur mit Achselzucken reagieren und wenn das Album dann in den Geschäften steht, dürfte die Single nicht mehr in den Charts sein.\"

 

Meine Meinung:

Seid nicht traurig, denn der Name der Onkelz lebt länger als ihr Leib und sie leben für immer im Herzen der wahren Fanz weiter.

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